04Januar
2014

Onkel Ho und die Kaiser

04.01.2014

Heute heißt es, relativ früh aufzustehen. Unser Flug nach Hue startet um 9:10 Uhr. Vor nur wenigen Tagen gebucht, haben wir dafür irgendwas über 40 Euro pro Person gezahlt. Der Zug würde für diese Strecke, wofür der Flieger gerade mal über eine Stunde benötigt, über 20 Stunden brauchen. Die obligatorische Verspätung nicht eingerechnet. Auch der Bus fährt nicht wirklich schneller.

Zum Flughafen geht’s eigentlich nur per Taxi. Außer ein paar Buslinien gibt es in Saigon so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr. Eine U-Bahn ist wohl in Planung. Dies aber auch schon seit Jahrzehnten. Deshalb hat hier jeder von Jung bis Alt sein eigenes Moped. Die chinesischen Modelle kosten um die 250 US$, fallen aber schnell auseinander. Die guten Modelle (z. B. von Honda) kosten da schon 800 US$ und mehr. Halten aber auch länger. Gefühlt gibt es auf den Straßen 10 Milliarden Mopeds. Nur in Saigon. Verkehrsregeln gibt es wohl, werden aber oft ignoriert. An einigen Kreuzungen gibt es Ampeln, an die sich die meisten auch halten. Als Fußgänger hat man es aber oft nicht einfach. Wenn die Fußgängerampel nämlich auf Rot springt, springt die Moped-/Autoampel gleichzeitig auf Grün. Keine Zeit die Straße zu räumen. Da muss man schnell sein. Ansonsten hat Vorfahrt, wer größer ist. Also als Fußgänger nie. Rechts vor links gibt’s nicht. Nur Groß vor Klein. Überall hört man nur tausend Hupen aller Art. Alle wollen auf sich aufmerksam machen. Deshalb erscheint der Verkehr sehr chaotisch und die Durchschnittsgeschwindigkeit, ob in der Stadt oder auf dem Land, ist sehr gering. Spaßig ist es, die Straße zu überqueren. Wenn man wartet, bis die Straße frei ist, kann das Stunden dauern. Deshalb: einfach losgehen. Aber nicht gerade vor einen Bus laufen! Langsam und stetig weiter gehen. Niemals rennen, ruckartig stehen bleiben oder gar zurückweichen. Du wirst garantiert wahrgenommen und es wird einfach um dich herumgefahren. So kann man z. B. auch als Mopedfahrer in den dicht fließenden Gegenverkehr direkt hineinfahren, um die andere Straßenseite zu erreichen. Geht aber nur, weil hier keiner sehr schnell fährt und jeder mit sowas rechnet.

Am Flughafen angekommen hieß es nach dem Check in, dass der Flug aus Witterungsgründen Verspätung hätte. War dann aber doch nicht so und wir konnten relativ schnell einsteigen. Gestartet bei Sonne, gelandet in Hue in dicker Wolken- und Nebelsuppe. Nach dem Aufsetzen wollte der Pilot unbedingt die erste Ausfahrt nehmen und hat eine Vollbremsung hingelegt wie ich sie noch nie erlebt hatte. Nach gefühlten 200 m stand der Flieger still!

Auf der Fahrt in die Stadt mit dem Flughafenbus fing es noch an zu regnen :-( Na toll! Schöner Urlaub!

Das Hotel bzw. Guesthouse hatten wir aufgrund von Bewertungen im Internet ausgewählt und 3 Tage zuvor gebucht. Nun, es war okay … allerdings waren die Angestellten super freundlich und hilfsbereit! War ein kleiner Familienbetrieb. Wir wurden mit einem Getränk begrüßt. Auf dem Tisch im Eingangsbereich stand ein kleines Weinglas das als Aquarium für sehr kleine Fische diente. Das Zimmer war sehr einfach aber sauber. Das Bad war noch einfacher. Als Lampe diente im Zimmer und Bad je nur eine Neonröhre, Alles war irgendwie klamm. Draußen fiel sehr feiner Nieselregen auf alles herunter. Es waren nur 20 Grad! Wir wollten Sommer haben! Wo waren wir hier??? Die ganze Stadt wirkte in diesem Wetter irgendwie deprimierend.

Hue war bis 1945 für 150 Jahre Hauptstadt von Vietnam. Hier saßen die Kaiser auf ihrem Thron. Der letzte Kaiser musste abdanken und die Macht an die Kommunisten um Ho Chi Minh abgeben (eigentlich hieß Ho Chi Minh nicht Ho Chi Minh sondern Nguyen Sinh Cung). Das Regierungsgelände wurde von heute auf morgen unwichtig. Hauptstadt wurde 1945 Hanoi. Diese Anlagen der Kaiserstadt und auch die Kaisergräber galt es nun zu besichtigen.

Der Regen hatte inzwischen aufgehört aber das trübe Wetter blieb. Die Kaiserstadt mit Verbotener Stadt war zu Fuß zu erreichen. Es war vieles leider schon verfallen oder gar nicht mehr vorhanden. Der Vietnamkrieg tat sein Übriges. Das Eingangstor (laut Reiseführer das schönste Tor der Galaxie) war eingerüstet und es fehlte auch die Hälfte. Ansonsten wurde an der gesamten Anlage viel rumgewerkelt. Wir hatten es uns insgesamt eindrucksvoller vorgestellt. Vielleicht war aber auch nur das Wetter Schuld …

Abends waren wir Pizza essen :-) in der DMZ Bar. Wer weiß, was DMZ heißt? :-)